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Haben Sie schon einmal bemerkt, wie Ihr Körper auf bestimmte Gefühle reagiert? Sie Gefühle körperlich spüren? Vielleicht wird Ihr Kiefer angespannt, wenn Sie wütend sind, oder Sie spüren einen diffusen Druck im Magen, wenn Sie sich ängstlich oder gestresst fühlen. Diese körperlichen Reaktionen sind keine Zufälle – sie sind Ausdruck von Emotionen, die tief in unserem Körper gespeichert sind. In der körperorientierten Psychotherapie wird genau diese Verbindung zwischen Körper und Geist genutzt, um emotionale Blockaden zu lösen und ein besseres Verständnis für die eigene Gefühlswelt zu entwickeln.

In diesem Blogartikel erfahren Sie, wie Sie Gefühle körperlich spüren können und wie die körperorientierte Psychotherapie Ihnen dabei hilft, emotionale Belastungen auf eine tiefere und heilende Weise zu bearbeiten.

Gefühle körperlich spüren: Der Körper als Spiegel der Emotionen

Wut, Trauer, Angst oder Freude – unsere Gefühle haben direkte Auswirkungen auf unseren Körper. Oftmals nehmen wir diese Veränderungen nicht bewusst wahr, weil sie subtil und unbewusst ablaufen. Emotionen aktivieren unser Nervensystem, unsere Muskeln und sogar unser Bindegewebe. Diese Reaktionen sind so stark, dass sie sich in Form von körperlichen Empfindungen manifestieren können, wie etwa einer erhöhten Körpertemperatur bei Wut oder einem verspannten Nacken bei Stress.

In der körperorientierten Psychotherapie wird davon ausgegangen, dass emotionale Erfahrungen nicht nur im Gehirn, sondern auch im Körper gespeichert sind. Dies führt zu der Vorstellung des Körpergedächtnisses, auch als implizites Gedächtnis bekannt. Es handelt sich dabei um Erinnerungen und Erfahrungen, die im Körper „abgelegt“ werden und über Jahre hinweg unser körperliches und emotionales Wohlbefinden beeinflussen können.

Emotionen im Körper gespeichert: Eine tiefere Verbindung herstellen

Oftmals zeigen sich diese gespeicherten Emotionen in Form von körperlichen Symptomen. Ein diffuser Druck im Bauch oder eine kaum spürbare Einschränkung der Atmung können auf ungelöste oder unterdrückte Gefühle hindeuten. Diese körperlichen Empfindungen können sich im Laufe der Zeit manifestieren und als Verspannungen, chronische Schmerzen oder bestimmte Haltungen sichtbar werden.

In der körperorientierten Psychotherapie geht es darum, einen Zugang zu diesen gespeicherten Gefühlswahrnehmungen zu finden und diese zu bearbeiten. Ziel der Therapie ist es, eine authentische Verbindung zu den eigenen Gefühlen herzustellen und die Empfindungen, die im Körpersystem gespeichert wurden, behutsam zu lösen. Dabei kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, wie z. B. achtsame Körperwahrnehmung, sanftes Yoga oder Körperbildarbeit. Klient:innen berichten oft von sehr konkreten und bildhaften Wahrnehmungen ihrer Emotionen, etwa einem „festen roten Ball im Oberbauch“, der sehr real erscheint – obwohl er physisch nicht vorhanden ist.

Was passiert im Körper, wenn wir Gefühle spüren?

Die Frage, was genau im Körper passiert, wenn wir Emotionen wie Wut, Angst oder Trauer erleben, lässt sich durch mehrere physiologische Prozesse erklären. Diese Prozesse sind oft die Ursache für die körperlichen Empfindungen, die in der Therapie wahrgenommen werden.


Nervensystem

Unser autonomes Nervensystem, das für die unbewussten Körperfunktionen verantwortlich ist, spielt eine Schlüsselrolle bei der Wahrnehmung von Emotionen. Bei intensiven Gefühlen wie Wut oder Angst werden bestimmte Körperregionen aktiviert, was zu Muskelverspannungen, Veränderungen der Atmung oder anderen körperlichen Symptomen führen kann. Das Nervensystem übersetzt emotionale Erlebnisse in körperliche Reaktionen – so wird Wut zum Beispiel als Spannung in den Muskeln wahrgenommen.

Fasziengewebe

Faszien sind Bindegewebsschichten, die unseren Körper umhüllen und mit ihm interagieren. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Speicherung von Emotionen. Intensive oder unterdrückte Gefühle wie Wut oder Trauer können das Fasziengewebe verhärten oder zusammenziehen lassen, was sich als Druck oder Enge im Körper äußern kann. Dieser „feste Ball“ im Oberbauch ist ein Beispiel für die Veränderungen, die im Fasziengewebe auftreten können.

Muskeln

Emotionen wie Wut oder Angst haben direkten Einfluss auf unsere Muskulatur. Bei Wut wird oft eine spürbare Anspannung in der Muskulatur erlebt. Eine Wahrnehmung wie ein „fester Ball“ im Oberbauch kann daher durch eine Verspannung der Bauchmuskulatur oder des Zwerchfells verursacht werden. Muskeln reagieren unmittelbar auf emotionale Belastungen und tragen so zur körperlichen Wahrnehmung von Gefühlen bei.

Atmung und Vagusnerv

Der Vagusnerv, der das autonome Nervensystem beeinflusst, hat großen Einfluss auf unsere Atmung. Intensive Emotionen wie Angst oder Wut können die Atmung verändern, was zu einem Gefühl der Enge im Brustkorb oder Bauch führen kann. Wenn Klient:innen „bananenförmige Gebilde“ auf ihrem Brustkorb spüren, handelt es sich möglicherweise um eine Reaktion auf veränderte Atemmuster oder eine Anspannung im Bereich des Zwerchfells und der Brustmuskulatur.

Kreislaufsystem und Blutgerinnung

Emotionen können auch das Kreislaufsystem beeinflussen. So steigt bei Wut beispielsweise häufig der Blutdruck, was zu einer verstärkten Blutzirkulation in bestimmten Körperbereichen führen kann. Dieses erhöhte Kreislaufsystem verstärkt das Gefühl von Druck oder Enge und trägt zu der körperlichen Wahrnehmung von Emotionen bei.

Psychosomatische Verbindung

In der körperorientierten Psychotherapie wird davon ausgegangen, dass körperliche Empfindungen oft unbewusste emotionale Blockaden widerspiegeln. Diese Empfindungen – wie der „feste Ball“ im Bauch – können als Hinweise auf zugrunde liegende emotionale Konflikte dienen. Der Körper wird als eine Art „Spiegel“ des Seelenlebens verstanden, der hilft, emotionale Themen sichtbar zu machen.

Fazit: Heilung durch das Spüren von Gefühlen

Die körperorientierte Psychotherapie ermöglicht es, eine tiefere Verbindung zu den eigenen Gefühlen und körperlichen Empfindungen herzustellen. Indem Sie lernen, Gefühle körperlich zu spüren, können Sie emotionalen Blockaden auf die Spur kommen und alte, unbewusste Belastungen sanft lösen. Ihr Körper spricht ständig zu Ihnen – und die körperorientierte Psychotherapie hilft Ihnen, diese Signale zu entschlüsseln und für Ihre Heilung zu nutzen.